Was sind flüchtige organische Verbindungen?

Flüchtige organische Verbindungen (VOC) sind Stoffe verschiedener chemischer Klassen, die leicht verdampfen und aus Materialien und Produkten in die Umwelt gelangen. Dabei kann es sich sowohl um künstlich hergestellte als auch um natürlich vorkommende chemische Verbindungen handeln. Dazu gehören auch viele Duftstoffe. Flüchtige organische Verbindungen beeinträchtigen vor allem die Luftqualität in Innenräumen. Es sind mehr als 300 flüchtige organische Verbindungen bekannt, von denen viele hauptsächlich in Innenräumen vorkommen. Sie werden aus Baumaterialien, Möbeln und Bodenbelägen freigesetzt. Wenn die Konzentration flüchtiger organischer Verbindungen zu hoch ist, können ein schlechtes Raumklima und das längere Einatmen kleiner Mengen flüchtiger organischer Verbindungen zu Reizungen und Gesundheitsproblemen führen. Einige Stoffe sind krebserregend.

Um Energie zu sparen, werden Häuser immer luftdichter gebaut, sodass die Reduzierung der flüchtigen organischen Verbindungen in Innenräumen zu einem wichtigen Thema geworden ist. Da die Europäische Union noch keine allgemeine Verordnung erlassen hat, regeln die Länder selbst die Konzentration flüchtiger organischer Verbindungen.

Europäische Klassifizierungen

In Europa gibt es mehrere Klassifizierungen, die niedrige VOC-Konzentrationen in Baumaterialien nachweisen. Das bedeutet, dass die aus ihnen freigesetzten Verbindungen nicht schädlich für die Umwelt oder lebende Organismen sind.

Emicode

EMICODE® ist ein markenrechtlich geschütztes Klassifizierungssystem, mit dem Bodenbelagsprodukte, Klebstoffe und Baumaterialien je nach ihrem Emissionsverhalten in drei Klassen eingeteilt werden. Die Emissionskategorien sind EC2, EC1 und EC1 Plus. Das Emicode-Label ist in ganz Europa bekannt und anerkannt.

M1-Klassifizierung

Die Klassifizierung legt Emissionsanforderungen für Materialien fest, die in Arbeits- und Wohnräumen verwendet werden, um eine gute Innenraumluftqualität zu gewährleisten, ohne den Lüftungsbedarf zu erhöhen. Das Etikett auf dem Produkt gibt an, dass die Emissionen und der Geruch die M1-Kriterien erfüllen. Die M1-Kennzeichnung ist vor allem in Finnland und Skandinavien bekannt.

Französische VOC-Verordnung A+

A+ ist eine Emissionskennzeichnung, die auf der Prüfung der Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen basiert und für in Frankreich verkaufte Bau-, Ausbau- und Innenausstattungsprodukte vorgeschrieben ist. Die Anforderungen werden im Dokument „Décret n° 2011-321“ festgelegt. Die Verordnung 3011-321 sieht vier Klassen von Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen vor: A+ (sehr geringe Emissionen), A, B und C (hohe Emissionen).

Zertifizierte Produkte sind sowohl für den Endverbraucher als auch für den Bauherrn und Immobilienbesitzer von Vorteil. Der Kunde kann sicher sein, dass die Produkte keine flüchtigen organischen Verbindungen freisetzen und sie die Qualität des Raumklimas nicht beeinträchtigen.  Aus Sicht des Bauherrn unterstützen Produkte mit VOC-Zertifikat die Beantragung des BREEAM-Zertifikats des Bewertungsstandards für nachhaltiges Bauen. Die drei wichtigsten Kategorien von BREEAM sind Energie, Raumklima und Wohlbefinden sowie Materialien.

Clean Air GOLD

Das Clean Air GOLD-Zertifikat wird unabhängig geprüft und belegt, dass das Produkt emissionsarm ist und zu einem gesünderen Raumklima beiträgt. Es wird von Nachhaltigkeitsinitiativen wie LEED, WELL usw. anerkannt. Das Zeichen ist vor allem in den USA bekannt.